Mehr Infos sowie die gesammelten Bilder unter https://www.blochuni.org/leave-no-one-behind/
Nachbericht zum Aktionstag
Dem Aufruf des Aktionsbündnisses LeaveNoOneBehind Tübingen sind am bundesweiten Aktionstag der Seebrücke am 5. April viele Tübinger*innen gefolgt.
Uns erreichten zahlreiche Bilder auf denen sich Tübinger*innen mit ihren Plakaten und Bannern über die ganze Stadt verteilt solidarisch mit den Flüchteten an der EU-Außengrenze zeigen. Sie verleihen damit der Forderung Nachdruck, die Menschen aus den Camps auf den griechischen Inseln sofort zu evakuieren.
Dies zeigt deutlich: In Tübingen sind viele Menschen bereit!
Bei den Aktionen haben Aktivist*innen über unseren Aufruf hinaus ihre Plakate und Banner direkt an ungenutzten Häusern befestigt. So waren die Forderungen des Bündnisses in der gesamten Stadt genau an den Gebäuden zu sehen, in denen Geflüchtete sofort untergebracht werden können.
Dies zeigt deutlich: In Tübingen haben wir Platz!
Außerdem haben Aktivist*innen weitere kreative Wege gefunden, um auf die katastrophale Situation der Flüchtenden an der EU-Außengrenze aufmerksam zu machen. Wie genau, könnt ihr in den Stellungnahmen einiger Gruppen nachlesen: OTFR, about:utopia, iL Tübingen, Karottensalat
Dies zeigt deutlich: In Tübingen sind wir vielfältig!
Bei Spaziergängen wurden Aktivist*innen teils massiv von Rechten angegangen, die sich offenbar in der leeren Stadt sicherer gefühlt haben als sonst. Die Situation konnte sich erst durch solidarisches Eingreifen von Anwohner*innen entspannen. Auch in weniger konfliktreichen Situationen haben viele Anwohner*innen Interesse an den Aktionen der Aktivist*innen gezeigt und diese begrüßt.
Dies zeigt deutlich: Antirassistischer und antifaschistischer Protest ist wichtig für uns alle! Tübingen braucht Menschen, die für eine solidarische Gesellschaft einstehen.
Wir freuen uns sehr, dass so viele Menschen gemeinsam ein starkes Signal gesendet haben!
Es ist nun an der Stadt, sich beim Land und Bund für eine schnelle Evakuierung überfüllten Lager und einer Aufnahme Flüchtender stark zu machen. Solidarität – ein Wort, das zu Zeiten der Corona-Krise in aller Munde ist – darf nicht an Ländergrenzen enden.
Aufruf zum Aktionstag
02. April 2020
Das Aktionsbündnis LeaveNoOneBehind Tübingen ruft zum bundesweiten Aktionstag der Seebrücke am Sonntag, den 5. April 2020, auf. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von Tübinger*innen aus verschiedenen Kontexten, dem OTFR (Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen und die Region) und der Hochschulgruppe für eine Ernst Bloch Universität.
Während der Corona-Pandemie sollen die Menschen am besten zu Hause bleiben. Daher ist die Bewegungsfreiheit vielerorts stark eingeschränkt. Viele der aktuellen Maßnahmen, von Überwachung bis hin zu Grenzschließungen, sind jedoch nicht nur als Mittel im Kampf gegen die Krise zu verstehen, sondern spielen der autoritären Rechten nachhaltig in die Hände. Die Krise treffe Marginalisierte und Geflüchtete am härtesten, kritisiert Lena, die bei Fridays for Future Tübingen aktiv ist: „Bei den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus werden die Menschen in den komplett überfüllten Geflüchtetencamps auf den griechischen Inseln bewusst ignoriert. Für sie bedeutet die verschärfte Abschottungspolitik Europas die absolute Katastrophe.“
Rund 42.000 geflüchtete Menschen befinden sich zurzeit auf den griechischen Inseln. Alleine in Moria auf Lesbos, dem größten Geflüchtetencamp, stecken mehr als 22.000 Menschen fest – dieses Camp ist allerdings nur für bis zu 3.000 Personen ausgelegt [0]. Bis zu 6 Personen müssen auf 3 Quadratmetern schlafen, auf 1.300 Menschen kommt ein Waschbecken [1][2]. Joachim vom OTFR: „Das derzeit nötige Abstandhalten sowie regelmäßiges Händewaschen sind unter solchen Zuständen undenkbar. Zudem ist die medizinische Versorgung völlig unzureichend. Erreicht COVID-19 die Camps, sind die Menschen dort einer unkontrollierten Ausbreitung schutzlos ausgeliefert und viele weitere Menschen müssten sterben.“
Ein Preis, der der EU offenbar nicht zu hoch ist. Seit Jahren verweigert sie den Menschen auf der Flucht einen Asylantrag zu stellen und in europäische Mitgliedsstaaten weiterzureisen. Damit bricht sie geltendes Völker-, Menschen- und Europarecht. Die Reaktion der EU angesichts der Corona-Krise: Ein Lockdown der Camps. Die Menschen dürfen die Lager nur noch stark eingeschränkt verlassen, Helfer*innen wird der Zutritt verwehrt. Hanna von der Hochschulgruppe für eine Ernst Bloch Universität sagt dazu: „Die Sperrung der Camps ist menschenverachtend und darf unter den aktuellen Umständen nicht als effektive Schutzmaßnahme bezeichnet werden. Dass Griechenland die Asylverfahren nun für einen Monat lang komplett ausgesetzt hat verschärft die Situation weiter ungemein“ [3][4].
Wir vom Bündnis fordern: Die Camps auf den griechischen Inseln müssen so schnell wie möglich evakuiert, die Menschen endlich von EU-Staaten aufgenommen werden.
In Deutschland haben sich 141 Kommunen zum „Sicheren Hafen“ erklärt, so auch Tübingen im Mai 2019. Die Stadt signalisiert damit ihre Bereitschaft, Menschen auf der Flucht bei sich aufzunehmen [5][6]. Seither ist wenig passiert. Jetzt hat Tübingen die Möglichkeit, zu zeigen, dass das keine leere Worthülse ist. „Derzeit bleiben Hotels und JuHe unbenutzt, in Tübingen stehen zahlreiche Häuser leer. Hier können und müssen wir Menschen auf der Flucht schnell ein sicheres Zuhause bieten.“, fordert Hanna weiter.
Das Aktionsbündnis fordert alle Tübinger*innen dazu auf, am Aktionstag auf die Situation der Geflüchteten aufmerksam zu machen. Giro vom Aktionsbündnis: „Wir rufen dazu auf, Banner und Plakate mit dem #leavenoonebehind zu basteln und Fotos von ihnen über Social Media zu verbreiten. Neben dem Aufruf der Seebrücke, Plakate und Banner aus dem eigenen Fenster zu hängen, sammeln wir unter https://www.blochuni.org/leave-no-one-behind/ eure Bilder von Plakaten vor leerstehenden Häusern, Hotels und JuHes. Damit soll markiert werden, wo Geflüchtete sofort unterkommen können.“
Lasst uns von Tübingen, von Deutschland, von der EU verantwortungsvolles und menschenfreundliches Handeln fordern. COVID-19 zeigt deutlich, dass Solidarität und Zusammenhalt nicht an der eigenen Haustüre enden. Die Politik kann handeln, wenn sie es möchte.
Bitte beachtet die Ausgangsbeschränkungen und führt Aktionen auf einem Spaziergang maximal zu zweit oder mit euren Mitbewohner*innen durch.
Verweise:
[0] https://www.infomigrants.net/en/post/23597/coronavirus-strands-refugee-children
[1] https://euobserver.com/coronavirus/147804
[2] https://www.theguardian.com/global-development/2020/mar/21/fears-catastrophe-greece-migrant-camps-lockdown-coronavirus
[3] https://www.infomigrants.net/en/post/23670/eu-discusses-emergency-plan-for-migrant-camps-in-greece
[4] http://asylo.gov.gr/en/wp-content/uploads/2020/03/%CE%91%CE%BD%CE%B1%CE%BA%CE%BF%CE%AF%CE%BD%CF%89%CF%83%CE%B7-%CE%B3%CE%B1%CE%BB%CE%BB%CE%B9%CE%BA%CE%AC.pdf
[5] https://www.tuebingen.de/gemeinderat/to0040.php?__ksinr=5599
[6] https://seebruecke.org/startseite/sichere-haefen-in-deutschland/
Verantwortlich im Sinne des Presserechts:
Hanna Danco und Lukas Weber
Wilhelmstraße 30
72074 Tübingen
leavenoonebehind@blochuni.org
Diese Gruppen unterstützen den Aufruf:
Fridays for Future Tübingen (fridaysforfuture.tuebingen@posteo.de)
Ende Gelände Tübingen (tuebingen-ende-gelaende@mtmedia.org)
ROSA – Reutlingen for Organisation, Solidarity and Actions (info@rosa-reutlingen.de)
Münzgasse 13 (Münze) (office.muenzgasse13@gmx.de)
Wilhelma (wilhelma@mtmedia.org)
Wohnprojekt Schellingstraße 6 (info@schellingstraße.de)
Input Tübingen (input-tuebingen@mtmedia.org)
about:utopia (aboututopia@mtmedia.org)
Awarenessteam (awarenessteam@mtmedia.org)