1933-1945
Verfemt Verstossen Gemartert
Erschlagen Erhängt Vergast
Millionen Opfer
Der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
Beschwören Dich:
Niemals wieder!
Zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee erinnern wir daran, dass weder die Shoa noch der Porajmos noch die Ermordung der anderen durch den Nationalsozialismus Verfolgten einfach irgendwo stattfanden, fern von den Lebensrealitäten der Menschen in Deutschland. An der Verfolgung und der Vernichtung hatten vielmehr zahlreiche gesellschaftliche Akteur*innen teil. Ob als Helfer*innen des riesigen und bis zur Perfektion durchorganisierten Vernichtungsapparates, als Profiteur*innen „arisierten“ Bestandes – oder als „Rassenhygieniker*innen“ an den Universitäten, an denen die Aufklärung bis heute nur mangelhaft erfolgt ist.
Auch die sog. Eberhard Karls Universität Tübingen ist keine Ausnahme. Zwei Beispiele:
1. Die „Zigeunerkartei“
Von Robert Ritter, in Tübingen 1936 mit einer rassistischen Untersuchung habilitiert, und unter Mithilfe von Sophie Erhardt erstellte Kartei „rassenbiologischer“ Daten, die von über 23.000 Sinti*zze und Rom*nja gewaltsam gesammmelt wurden. Erhardt forschte, lehrte und betreute von 1942 bis 1968 an der Uni Tübingen, die Sammlung nutzte sie bis zum Ende als Grundlage ihrer Forschung. Die Kartei selbst wurde erst 1981 an das Bundesarchiv übergeben, nachdem 18 Sinti*zze den Keller der Neuen Aula besetzten und die Herausgabe forderten.
Mehr Infos:
– https://uni-tuebingen.de/…/newslet…/2011/3/neu-erschienen/2/
– https://www.zeit.de/1981/38/nichts-gewusst (leider hinter einer Paywall)
2. Die Straßburger Skelett-Sammlung
Im Sommer 1943 wurden im KZ Natzweiler/Struthof 86 Jüd*innen ermordet – für eine Skelettsammlung des Straßburger Anatoms August Hirt. An der Auswahl des „Materials“ in Auschwitz für die Sammlung war neben Bruno Beger der Tübinger Hans Fleischhacker beteiligt, Burschenschaftler, Mitarbeiter am Rassenbiologischen Institut und Mitglied der SS.
Als Straßburg 1944 von Alliierten befreit wurde, zog Hirt nach Tübingen und kam dort im Institut für Tropenmedizin unter. Fleischhacker konnte nach dem Krieg ungestört als Anthropologe und Vererbungswissenschaftler weiterarbeiten, von 1960-61 am Anthropologischen Institut in Tübingen.
Mehr Infos:
– https://timms.uni-tuebingen.de/…/UT_20180622_016_24stunden_…
– https://www.tagblatt.de/…/Leichenteile-eines-NS-Wissenschaf…
Erinnern heißt kämpfen!