Kupferbau goes Gemeinderat

Nach 21 Tagen der Besetzung haben wir, die Besetzer*innen des Hörsaals 21 im Kupferbau, uns entschlossen, mit unserem Protest in eine neue Phase einzutreten.
Über Monate hinweg haben politisch und administrativ Verantwortliche an Universität und Stadt, aber auch viele der lokalen Medien versucht, eine kritische Debatte zum Cyber Valley gar nicht erst zustande kommen zu lassen. Durch unsere spontane Besetzung am 29.11. war Schluss damit! Wir haben einen sozialen Raum zur kritischen Debatte und Reflexion geschaffen – und dies auch mit vielen Themen weit über das Cyber Valley hinaus.

In den folgenden Tagen und Wochen ermöglichte es der von uns genommene, basisdemokratisch organisierte Freiraum, dass es zu einer breiten öffentlichen Debatte zum Cyber Valley, aber eben auch zu weiteren gravierenden Problemen, wie der katastrophalen Wohnraumsituation und fehlenden demokratischen Mitbestimmungs- und Kontrollmöglichkeiten kam.

Tübingen hat sich verändert! Nicht nur erfolgten in den letzten Wochen eine Vielzahl weiterer Proteste und Besetzungen, der öffentliche und soziale Raum der Stadt hat sich geändert. Kritische Debatte ist nicht mehr auf private Räume und Veranstaltungen beschränkt, sie ist Stadtgespräch. Dies ist keinesfalls allein Verdienst von uns Kupferbaubesetzer*innen, aber wir sehen durchaus unseren zentralen Anteil daran.

In dieser neuen Situation und Dynamik haben wir uns entschlossen, unseren Protest auszuweiten und zu verlagern. Es ging noch nie nur um die Universität, es ging schon immer um die ganze Stadt. Deswegen werden wir nun erst einmal die Nutzung des Hörsaals 21 wieder ermöglichen und in den kommenden Tagen, Stück für Stück, entsprechend unseres basisdemokratisch beschlossenen Verhaltenskodex unsere Materialien und Infrastruktur wieder abbauen und aufräumen. Dies ermöglicht es uns, nicht mehr nur kritische Auseinandersetzung an einzelnen Punkten zu führen, sondern überall. Wir unterliegen nicht der Illusion, dass die Debatte, die nun ins Rollen gekommen ist, für nachhaltige Veränderungen ausreichend ist oder von selbst durch Strukturen der Stadt oder Universität aufrechterhalten wird. Wir haben diesen Freiraum und wir haben diese kritische Debatte erkämpft! Sie wurde erst Realität, als Menschen sich überall in Tübingen gegen Alltagstrott, Angepasstheit und Bevormundung gewehrt haben. Wir agieren innerhalb dieses Verständnisses und deswegen werden wir uns von nun an nicht mehr nur auf einen Raum und einen Akteur beschränken. Heute haben wir unseren Protest in den Gemeinderat tragen, wo über die Verlängerung der Optionsvergabe an Amazon entschieden wurde und in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten wird die Stadt unser Aktionsfeld sein. Wir kommen wieder!