AK Neue Rechte

Der Arbeitskreis Neue Rechte der Hochschulgruppe für eine Ernst Bloch Universität gründete sich im Frühjahr 2018 auf studentische Initiative aus gegebenem Anlass des europäischen Rechtsrucks, um politische Bildungsarbeit zum Thema der Neuen Rechte an der Uni Tübingen zu fördern. Anhand verschiedenen Vorträge und anderen Veranstaltungen wollen wir das Gedankengut der Neuen Rechten genauer unter die Lupe nehmen, ihre (Pseudo-) Argumentationen zerlegen und zeigen, wie die Neue Rechte nahezu unbemerkt nicht-rechte Themen und Popkultur mit ihrem Gedankengut be- bzw. durchsetzt.

Im Wintersemester 2018/19 organisierte der Arbeitskreis eine Veranstaltungsreihe, in der aus verschiedenen Perspektiven und unterschiedlichsten wissenschaftlichen, journalistischen, politischen und künstlerischen Positionen heraus über die Neue Rechte und ihre Rolle in unserer Gesellschaft informiert und diskutiert wurden.

Im Sommersemester 2019 ging der Arbeitskreis in eine neue Runde! Wir haben einige Menschen wieder eingeladen, die im Wintersemester verhindert waren und unsere Liste um ein paar Gesichter erweitert. Herausgekommen ist eine kleine, feine Liste an Vorträgen.  Der Arbeitskreis versteht sich als interdisziplinäre Gruppe, die für alle Studierenden offen ist, die sich zum Thema engagieren möchten.

Vorträge aus dem Sommersemester 2019:

„Faschistische avantgarde – student*innen und nationalsozialismus“ mit tobias eisch

2. Mai 2019 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 23

Alljährlich ist in jeder bedeutenden und weniger bedeutenden Zeitung die Rede vom studentischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ob in der Schule, an der Uni oder in den Nachrichten, wenn es um Student*innen und Nationalsozialismus geht, hört man fast ausschließlich von der weißen Rose, sogar die AfD beruft sich auf sie. Doch wieviel Wahres ist an diesem Bild einer vermeintlich antifaschistischen akademischen Geschichte?

Der Blick auf die studentische Geschichte und die Ideologie der Studenten im Vorfeld und während des Nationalsozialismus ist eine Auseinandersetzung, der allzu oft aus dem Weg gegangen wird. Die Aufarbeitung dieser Zeit von studentischer Seite konzentrierte sich hauptsächlich auf die Geschichte der Professoren und die Hochschulstruktur, in vielen Fällen werden bestenfalls die Bücherverbrennungen thematisiert. Doch welchen Beitrag zum Nationalsozialismus haben Studenten damals geleistet? Welche Rolle spielten dabei ASten, studentische Verbindungen und der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund? Diesen Fragen geht der Vortrag „Faschistische Avantgarde? – Student*innen und Nationalsozialismus“ nach, indem er die agierenden Gruppen und deren Ideologien betrachtet. An drei konkreten Fallbeispielen soll gezeigt werden, wie diese Gruppen zur Weimarer Republik agierten und was ihre Handlungen konkret bedeuteten.

„Frauen* in der extremen rechten“ mit renate bitzan

27. Juni 2019 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 23

„‚0% rassistisch, 100% identitär‘? Ideologie und Rezeption der
rechtsextremen ,Identitären'“ mit judith götz

1.Juli 2019 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 23

Die sogenannte „Identitäre Bewegung“ ist mittlerweile eine wichtige
Akteurin des außerparlamentarischen Rechtsextremismus in Deutschland und
Österreich. Ihr „Erfolgsrezept“ liegt einerseits darin begründet, sich
nach außen hin vom Nationalsozialismus abzugrenzen und so behördlichen
Repressionen aus dem Weg zu gehen, und andererseits gesellschaftlich
anschlussfähige Konzepte eines modernisierten völkischen Nationalismus
zu propagieren. Dabei bedienen sie sich eines Straßenaktivismus, der
geschickt mit Social-Media-Tools inszeniert und verbreitet wird.

Das Konzept des ,Ethnopluralismus‘ dient ihnen dabei vordergründig
vorzugeben, dass jedes ,Volk‘ bzw. jede ,Ethnie‘ oder ,Kultur‘ gleich an
Wert und in ihrer Differenz grundsätzlich erhaltenswert sei – auf dem
für sie anberaumten Territorium. Jedes ,Volk‘– so auch das deutsche –
hätte folglich eine einzigartige, schützenswerte, ethnokulturelle
Identität‘. Hinter diesem Gedankenkonstrukt verbirgt sich jedoch im
Grunde genommen nichts anderes als der altbekannte Rassismus.

Im Vortrag mit anschließender Diskussion soll die Geschichte und
Ideologie der Gruppe nachgezeichnet und identitäre Mythen wie jener,
dass sie nicht rassistisch seien, dekonstruiert werden.

Judith Goetz ist Literatur- und Politikwissenschaftlerin und
Mitherausgeberin des Bandes „Untergangster des Abendlandes. Ideologie
und Rezeption der rechtsextremen ‚Identitären‘“.

„Die neue suche der neuen rechten nach einem ,dritten weg´“ mit floris biskamp

11. Juli 2019 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 23

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts arbeiten rechte Intellektuelle in Europa an der vermeintlichen Überwindung der politischen Rechts-links-Dichotomie, indem sie einen ,dritten Weg’ in Form einer Verknüpfung der „sozialen Frage“ mit dem nationalen Gedanken anstreben. Seit einigen Jahren äußert sich diese Suche nach einer Rechts-links-Synthese sowohl in der französischen Nouvelle Droite als auch in der deutschen Neuen Rechten in einer sozialpolitischen Akzentverschiebung in der Ideologieproduktion, die unter anderem in der Wiederentdeckung bestimmter Autoren der sogenannten Konservativen Revolution Ausdruck findet. – dieser Vortrag musste leider von uns abgesagt werden. – 

„ziviler ungehorsam in den augen des zps“ mit yasser almaamoun für das Zentrum für politische schönheit

18. Juli 2019 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 23

Vorträge aus dem Wintersemester 2018/19:

»Allerlei Rechtes in Tübingen und Umgebung« mit Lucius Teidelbaum

6. November 2018 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 21
Die Universitätsstadt Tübingen mit ihrer großen alternativen Szene und den vielen selbstverwalteten Wohnprojekten gilt bei vielen als eher links. Im beschaulichen Tübingen wähnt man sich deswegen oft unter einer schützenden Käseglocke, auch was den Rechtsruck in der Gesellschaft angeht. Doch diese Käseglocke konserviert ihren eigenen Mief und sie bekommt zunehmend Risse.
Wenig beachtet ist dass schon lange am Neckar braune Sumpfblüten blühen. So hat hier seit mehreren Jahrzehnten mit dem Grabert/Hohenrain-Verlag ein bundesweit bedeutender extrem rechter Verlag seinen Sitz, der bereits in dritter Generation geführt wird. Ebenso sind Vertreter der so genannten ›Neuen Rechten‹ hier ansässig und auch die AfD verfügt über einen eigenen Kreisverband.
Der Vortrag soll einen Überblick über die extreme Rechte in der Region und die anliegenden Grauzonen unterschiedlicher Coleur geben.
Lucius Teidelbaum ist freier Journalist, Publizist und Rechercheur. Von ihm erschienen u.a. im Unrast-Verlag insgesamt vier Bücher, jeweils zu den Themen »Braunzone Bundeswehr. ›Rechtsum‹ in der Männertruppe« (2012), »Obdachlosenhass und Sozialdarwinismus« (2013), »PEGIDA. Die neue deutschnationale Welle auf der Straße« (2016) und »Die christliche Rechte in Deutschland« (2018).

»Identitäre Frauen: Selbstbilder und Argumentationsweisen« mit Julia Haas

Dienstag, 13. November 2018 um 20 Uhr c.t.  im Kupferbau, Hörsaal 21
Unter anderem als »Postergirls der Neuen Nazis« (huffingtonpost) oder »rechtsextreme Grinsekatzen« (Frankfurter Rundschau) werden die Frauen der Identitären in deutschen Medien bezeichnet. Entgegen der sonst relativ häufig beobachtbaren Unterschätzung der politischen Motivation von rechten Frauen werden sie hier als Aktivistinnen und treibende Kräfte in der extremen Rechten wahrgenommen – wenngleich die Art und Weise der Darstellung häufig zu kritisieren ist. Präsentieren identitäre Frauen tatsächlich ein neuartiges Selbstbild nach außen oder werden lediglich Forschungsergebnisse im Feld ›Frauen und extreme Rechte‹ der letzten Jahrzehnte verkannt? Neben dieser Frage soll im Vortrag zudem ein Blick auf einzelne identitäre Aktivistinnen und ihre Projekte geworfen werden. Rechte Frauen inszenieren sich in derzeitigen politischen Kampagnen als die „wahren Frauenrechtlerinnen“ und vertreten andererseits klar antifeministische Positionen, wie beispielsweise in der #120db-Kampagne der Identitären zu sehen ist. Auf diese widersprüchliche Thematisierung und Instrumentalisierung feministischer Forderungen und Werte wird im Vortrag näher eingegangen und die dahinterliegende Argumentationsstrategie beleuchtet.

Filmvorführung zur »Neuen Rechten« mit anschließender Diskussion

Dienstag, 20. November 2018 um 20 Uhr c.t.  im Kupferbau, Hörsaal 21
Die Neue Rechte wird auch von der deutschen Medienlandschaft aufgegriffen und über sie wird mal mit Faszination mal mit kritischer Distanz berichtet.
Wir zeigen eine Dokumentation, die sich mit größenteils angemessener Distanz zur Neuen Rechten verhält. Nachdem wir den Film geschaut haben möchten wir noch ein wenig auf die Hintergründe und die Kontexte von journalistischer Arbeit eingehen und die Rolle von Medien in dem Umgang mit der Neuen Rechten beleuchten. Am Ende der Veranstaltung ist noch Platz für eine offene Diskussion zum Thema des Umgangs der Medien mit der Neuen Rechten einräumen.

»Anitfeminismus als ideologische Klammer konservativer bis (extrem) rechter Strömungen« mit Rebekka Blum

Montag, 26. November 2018 um 20 c.t.  im Kupferbau, Hörsaal 24
In ihrem Vortrag zeichnet Rebekka Blum antifeministische Entwicklungen und typische Diskursstrategien der letzten Jahre nach. Anhand einer Betrachtung antifeministischer AkteurInnen und Spielarten wird deutlich, dass Antifeminismus, weil er gesellschaftlich breit anschlussfähig ist, als Bindeglied konservativer bis extrem rechter Strömungen fungiert und so zur Gefahr für eine plurale und offene Gesellschaft werden kann.
Rebekka Blum ist Feministin, Soziologin, langjährige Hochschulpolitik Aktive und Projektkoordinatorin des Netzwerks für Demokratie und Courage Baden-Württemberg.

»Soziale Medien als Echokammern für neurechte Diskurse. Das Beispiel der Facebook-Seite Boris Palmers« mit Nikolai Huke

Dienstag, 4. Dezember 2018 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 21

In sozialen Medien können antidemokratische Positionen artikuliert und durch Echoeffekte gefestigt werden, die Feedbackschleifen verleiten dabei zu immer radikaleren Ausfällen. Am Beispiel der Facebook-Seite Boris Palmers lässt sich zeigen, dass sich in sozialen Medien autoritär verengte, selbstverstärkende Diskursräume herausbilden können. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Behauptung einer naiven und weltfremden political correctness: Ziel ist es, antirassistische, feministische, linke, schwul-lesbische oder antifaschistische Positionen zu diffamieren und die eigene Position gegen Kritik und Deliberation zu immunisieren. Der Vortrag verortet diese Befunde vor dem Hintergrund der Theorietradition der Neuen Rechten und diskutiert abschließend mögliche Gegenstrategien.

»Ethnopluralismus« mit Claudia Gobisch

Mittwoch, 12. Dezember 2018 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 24
fällt leider aus

Podiumsdiskussion »Mit Rechten reden: Ob, Wie, Warum?« mit Thomas Wagner und Alice Blum

Dienstag, 18. Dezember 2018 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 21
Thomas Wagner ist freier Autor, schreibt für Die Zeit, SZ, NZZ, eigentlich alle Zeitungen… In seinem Buch »Die Angstmacher. 1968 und die Neuen Rechten« beschäftigt er sich intensiv mit den Protagonisten der neuen Rechten.
Alice Blum ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Gießen, forscht über die neue Rechte und hat die »Identitären« ein Jahr lang ethnographisch begleitet.

»Gewaltfreie Diskurse in der IB« mit Sylvia Erben

Dienstag, 8. Januar 2019 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 21
Ob durch Sitzstreiks, Banneraktionen oder Stände auf Buchmessen – Vertreter_innen der »Neuen Rechten« in Deutschland versuchen immer wieder, sich von Gewalt zu distanzieren. Hierbei portraitieren sie sich selbst nicht nur als »friedfertig« oder gar »friedensbringend«, sondern mehr noch als gewaltfreier, demokratischer Widerstand. In den Worten der Identitären in Deutschland: »Wir sind eine friedliche Bewegung, die für Demokratie einsteht.« Was aber versucht die »Neue Rechte« durch solcherlei Bezüge auf Gewaltlosigkeit und gewaltfreien Widerstand in ihrem »metapolitischen Kampf« zu erreichen? Wie sind diese Positionen im Rahmen eines gesamtgesellschaftlichen und demokratischen Diskurses einzuordnen? Diesen Fragen widmet sich der Vortrag an Hand von Aktionen und Beiträgen der Identitären Deutschland und Vertreter_innen des Instituts für Staatspolitik (IfS).

»Verschwörungstheorien« mit Michael Butter

Dienstag, 15. Januar 2019 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 21

»Nazis und Goldmund« mit Gerhild Steinbuch

Donnerstag, 24. Januar 2019 um 20 Uhr c.t. im Kupferbau, Hörsaal 21