Verbindungen auflösen! Eine antifaschistische Perspektive auf das Verbindungswesen

Gemeinsam mit dem OTFR haben wir eine kleine Broschüre über Studentenverbindungen geschrieben! Ihr findet sie zum Download nun unter folgendem Link und im Original natürlich überall, wo ihr uns antrefft!

„Wir wollen einen kurzen Einblick in das Verbindungswesen, seine verschiedenen Ausprägungen, seine Geschichte und die Tübinger Verbindungen im Speziellen geben. Dafür haben wir, das Offene Treffen gegen Faschismus und Rassismus in Tübingen und die Region (OTFR) und die Hochschulgruppe für eine Ernst-Bloch-Uni Tübingen, uns zusammengeschlossen.

Es soll eine Broschüre sein, die ihr euch mitnehmen könnt, um auch in der Schnelle einen fundierten Überblick zu erhalten und sie im Zweifelsfall auch zu Rate zu ziehen, um Argumente eines Verbindungsstudenten zu entkräften. Der Zweck, zu dem wir sie schreiben, steht dem Anspruch einer gänzlichen Vollständigkeit entgegen. Dementsprechend weisen wir am Ende auf längere Broschüren hin. Im letzten Teil der Broschüre findet ihr das Korporierten-ABC. Hier werden Begriffe des Verbindungswesens in eine verständliche Sprache übersetzt. Außerdem findet ihr dort auch eine Übersicht aller Tübinger Studentenverbindungen, mit ihrem jeweiligen Sitz, ihrem Dachverband ihrer Zugehörigkeit zum „Arbeitskreis Tübinger Verbindungen“ (AKTV) und vielem mehr.

Aber warum schreiben wir gerade über Verbindungen eine Broschüre?

In Tübingen leben etwa 600 aktive Korporierte, die in 36 aktiven Verbindungen organisiert sind. Davon sind 10 pflichtschlagend, 3 fakultativ schlagend und 23 nichtschlagend. Abgesehen von 6 gemischten Verbindungen und 3 reinen Damenverbindungen handelt es sich um reine Männerbünde. Außer 8 Bünden sind alle farbentragend, was auch beispielsweise auf dem offiziellen „Dies Universitatis“ der Universität Tübingen zur Schau gestellt wird.

Verbindungen, und in ihrer speziellen Ausprägung vor allem Burschenschaften, sind gesellschaftliche Räume, in denen rückwärtsgewandtes Gedankengut täglich reproduziert und gestärkt wird. Sie leben den Gesellschaftsentwurf rechter Parteien, wie der sog. AfD bereits im Jetzt und treiben damit die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung nach Rechts gleichsam voran, wie sie von dieser profitieren. Die AfD rekrutierte einen großen Anteil ihrer Mitarbeiter für die Fraktionen aus dem korporierten Milieu, welche in relativ kurzer Zeitspanne aufgebaut werden mussten.

Seit einigen Jahren verfolgt die korporierte Szene in Tübingen – vertreten durch den AKTV – den Versuch, korporierte Tradition und entsprechendes öffentliches Auftreten in Tübingen zu normalisieren. So organisiert der AKTV, an dem sich fast alle Tübinger Verbindungen beteiligen, jährlich im Mai einen sog. Bürgerfrühschoppen, oder eher Burschenfrühschoppen, ein vermeintlich offenes Fest, vor der alten Burse, an dem auch der derzeit amtierende Oberbürgermeister Boris Palmer jährlich in Form einer Grußrede teilnimmt. Dieses Event löste das über Jahre hinweg am 1. Mai stattfindende Maisingen ab. Eine Tradition, bei der Verbindungsstudenten abends in einem Fackelmarsch vom Österberg in die Tübinger Altstadt zogen und deutschtümelnde Lieder sangen. Dies rief regelmäßig tausende Gegendemonstrant*innen auf den Plan, die den Korporierten deutlich machten, dass für derartige Tradition in Tübingen kein Platz ist. Auch gegen den sog. Bürgerfrühschoppen formierte sich in den letzten Jahren antifaschistischer Protest.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und Durchblättern!
In diesem Sinne: Rechten Eliten keine Plattform bieten!